Lienz, [3.10.2025] – Gemeinsam mit der INNOS GmbH als Co-Host im Rücken haben die Fuckup Nights Tirol den gestrigen Gründertag der Wirtschaftskammer Lienz genutzt, um ein zweites Gastspiel nach Osttirol zu bringen. Denn wenn wir es wagen, zu unternehmen, gibt’s viel zu erzählen. Im besten Fall über Erfolge, aber eben auch über Misserfolge. Beides gehört zum Unternehmer-Dasein dazu, vor allem letztere prägen uns nachhaltig und bergen das größte Lern- und Entwicklungspotenzial.
Drei außergewöhnliche Persönlichkeiten haben den mutigen Schritt auf die Bühne der Geschichten vom Scheitern, Fehler machen und wieder Aufstehen gewagt und authentisch, ehrlich und ungeschönt von ihren emotionalsten Rückschlägen erzählt. Solche, die im Moment der Erkenntnis dieses brennende Gefühl in der Magengrube erzeugen, und jene, die erst so richtig die Leidenschaft zum Weitermachen in uns wecken. Denn Aufgeben ist keine Lösung.
Vielmehr ist Scheitern das Feuer für die Zündschnur eines neuen Anfangs und die Chance, es beim nächsten Anlauf besser zu machen. Die Fuckup Night Lienz hat wieder einmal eindrücklich bewiesen, dass sich mit schonungsloser Ehrlichkeit und Humor das Tabu des Scheiterns durchaus brechen lässt.
Bernd Buchegger, Founder & CEO von trinitec IT Solutions & Consulting, startete als junger Nerd 1990 sein Gaming-Projekt OUTRAGE, das in den folgenden drei Jahrzehnten zu einer emotionalen Berg- und Talfahrt für ihn und seine Mitstreiter wurde. Obwohl das Spiel aus einem Contest als vielversprechender Sieger hervorging, landete es im Anschluss mehrere Male in der Schublade, bis es – schon verloren geglaubt – mit internationaler Hilfe doch noch den Weg auf einen sehr überschaubaren Nischenmarkt fand. Millionär wurde Buchegger damit nicht, aber mit Hartnäckigkeit und einem gemeinschaftlichen Kraftakt konnte Bernd sein Herzensprojekt verwirklichen und mit dem Auftritt bei den Fuckup Nights einen Haken auf seiner Bucket-List setzen.
Vollblut-Unternehmerin Michaela Hysek-Unterweger, Bezirksobfrau der Wirtschaftskammer Lienz und Geschäftsführerin der Früchteküche Unterweger GmbH, brachte einen ganzen Blumenstrauß an Fuckups mit auf die Bühne, bittersüß und bunt wie Marmelade. Erfrischend ehrlich erzählte sie von Fehlschlägen, die sie in ihrer Führungsrolle in den letzten Jahren enorm forderten. Eigene Fehlentscheidungen gehörten dabei ebenso dazu wie Missgriffe von Mitarbeitern, Fehlverhalten von Lieferanten oder verdorbene Ware. Zurückblickend auf über 90 Jahre Firmengeschichte ist Hysek-Unterwegers Erkenntnis, dass ein Unternehmen ein andauerndes Karussell an Lernerfahrungen ist, die immer dazu beitragen, den Betrieb zu verbessern und resilienter zu werden.
Wer Außergewöhnliches anstrebt und dabei gegen den Strom schwimmt, hat keinen geraden Weg vor sich. Das weiß nach 13-jähriger Entwicklungsgeschichte des EinBaumHauses auch Wolfgang Lackner, Architekt und Gründer desselben. Der steinige Weg, den der visionäre Designer des ungewöhnlich aussehenden Wohnraums, der einer Hobbit-Behausung gleicht und ausschließlich aus natürlichen, kompostierbaren Materialien gefertigt ist, beschreibt, ist gepflastert mit einer inspirierenden Leidenschaft, die ihresgleichen sucht. Rückschläge tönen bei Lackner eher wie Teilabschnitte eines lustigen Spiels denn als Misserfolg. Was von der Geschichte bleibt, ist das Learning, dass vor allem Hartnäckigkeit, Unnachgiebigkeit und die immerwährende Suche nach Lösungen doch noch zum Erfolg führen.
Das großartige, wertschätzende Publikum honorierte die Erzählungen im Anschluss nicht nur mit viel Applaus, sondern auch mit spannenden Fragen, die alle Beteiligten noch einmal tiefer in die Learnings und Haltungen eintauchen ließen. In Summe war die zweite Auflage der Fuckup Night Lienz ein gelungener Abend voller Geschichten, die zeigen, wie vielseitig Unternehmertum ist und wie inspirierend ein positiver, reflektierter Rückblick auf Misserfolge sein darf. Bettina Wenko, Initiatorin der Fuckup Nights Tirol, kann nach 10 Jahren sagen:
„Es geht bei den Fuckup Nights nicht nur darum, aufzuzeigen, wie man Fehler verhindert oder vermeidet. Vielmehr geht es uns darum, wie wir konstruktiv mit ihnen umgehen und sie für die unternehmerische Entwicklung nutzbar machen.“
Die Fuckup Night Lienz wurde unterstützt von Bund, Land und Europäischer Union sowie der INNOS GmbH, Wirtschaftskammer Lienz, Standortagentur Tirol, Osttiroler Investment GmbH und Osttiroler Wirtschaftspark.
Radiobeitrag Radio Osttirol vom 8.10.2025