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10 Jahre Fuckup Nights Tirol: Wann wird es endlich fad?!

Ganz oft frage ich mich, wann es fad wird. Wann ödet es mich an, Event für Event drei Speaker:innen ausfindig zu machen, die immer und immer wieder über ein und dasselbe Thema reden? Nämlich darüber, welche Momente ihres Lebens sie als Misserfolg empfunden und welche Lehren sie daraus gezogen haben. Erschöpft sich das nicht langsam, ist nach zehn Jahren nicht schon alles gesagt?


Nein. Weil ich in den letzten 10 Jahren, in denen ich die Fuckup Nights in Tirol auf die Bühne bringen durfte, erlebt habe, dass das Thema so viele Facetten in sich vereint, wie es Menschen gibt, die sich offen und ehrlich mit ihrem Scheitern auseinandersetzen. 


Lesen ist nicht so Deins? Hör es Dir an:




Ich gebe zu, die zugrunde liegenden Misserfolge ähneln sich: Das Team zerbricht, der Geschäftspartner entpuppt sich als Betrüger, der Vertrag ist undicht, das Geschäftsmodell geht am Kunden vorbei, das Produkt passt nicht in die Verpackung, etc pp. Jo eh, dann machen wir diesen Fehler halt das nächste Mal nicht mehr und gut ist’s. 


Aber jetzt kommt’s: Darum geht es bei den Fuckup Nights gar nicht (allein). Technische Fehler auszumerzen ist sowas wie die lästige Pflicht, die Fuckup Nights sind die Kür. Sozusagen eine Kunstform. Wir kratzen nicht nur an der Oberfläche. Vielmehr bringen wir Persönlichkeiten auf die Bühne, die viel tiefgreifendere Geschichten zu erzählen haben. 


Wer im Leben schon mal gescheitert ist weiß, dass Misserfolg eine Watschen ist, die nicht ohne Emotionen kommt. Und selten ohne Scham, Schuldgefühl und zumindest vorübergehendem Selbstwertverlust. 


Wie fühlen wir uns, wenn die Erkenntnis kommt, dass wir etwas falsch gemacht haben? Woher kommt dieses grausliche Ziehen im Bauch und wohin führt es uns? Wie gehen wir in der Situation mit uns und allen Beteiligten um? Wie ziehen wir uns wieder raus aus einem tiefen Loch? Und (was) lernen wir daraus für unsere persönliche Entwicklung? Fragen, die aus meiner Sicht viel wichtiger sind und deren Beantwortung uns bestehende Muster erkennen und uns aus ihnen ausbrechen lässt. 


Am 24. Oktober 2025 feiern wir also unser 10 jähriges Jubiläum, an dem Ort an dem wir die allererste Fuckup Night 2015 gefeiert haben - Die Bäckerei Kulturbackstube. Wow, ich kann das selber noch kaum glauben. Hätte mir das jemand vor 10 Jahren gesagt ... eh scho wissen. Ganselhaut.



In dieser Zeit durfte ich mehr als 130 (!) außergewöhnliche, mutige und inspirierende Menschen in über 50 Events begleiten, die diese Fragen für sich beantwortet und ihre Geschichten vom Scheitern, Fehler machen und wieder Aufstehen mit dem Publikum geteilt haben. Sie alle verdienen ein Cape, weil sie zu meinen ganz persönlichen Heldinnen und Helden zählen, auch wenn sie das in den seltensten Fällen hören wollen. 


Ganz ehrlich, die letzten zehn Jahre meines Lebens hätten einen anderen Verlauf genommen, hätte ich mir nicht von allen 130 eine dicke Scheibe Inspiration und Mut abgeschnitten. Jedes einzelne Event hat mir unendlich viel Kraft und Energie gegeben und mich dazu angespornt, meine eigenen Träume in die Tat umzusetzen - komme was wolle. Wenn die aus ihrem Scheitern wie Phönix aus der Asche hervorgegangen sind, dann schaff ich das auch.


Ein sicherer Raum für ehrliche Geschichten

Was mich besonders berührt? Dass mir all diese Menschen ihr Vertrauen geschenkt haben, einen Raum zu schaffen, in dem sie ihre Geschichten offen und ehrlich erzählen konnten. Ohne ein Urteil zu erfahren oder sich rechtfertigen zu müssen, sondern mit dem Ziel, wertvolle Erfahrungen weiterzugeben, sich verletzlich zeigen zu dürfen und Inspiration und Mut zu schenken. Menschen über die eigene Geschichte ins Tun zu bringen, und ihnen die Angst vor dem Scheitern ein Stück weit zu nehmen. Die Reflexionsarbeit, die in diesen Geschichten steckt, ist enorm. Wie viele Tränen dabei geweint und gelacht wurden, lässt sich schwer in eine Formel packen.  


Eine Liebeserklärung ans Fehler machen

Die Fuckup Night Innsbruck #30 diesen Freitag ist eine Hommage an alle Menschen, die diese Bühne in den letzten Jahren zu ihrer gemacht haben. Ihr seid vielleicht an so manchen eurer Ziele vorbei geschrammt, gescheitert seid ihr ganz sicher nicht. Denn ihr seid die besten Beispiele dafür, dass wenn wir uns ehrlich mit unseren Fehlern auseinandersetzen, es kein Scheitern gibt. Wenn wir unsere Fehler offen ansprechen, entsteht eine Tiefe in unseren Gesprächen, die uns alle ein großes Stück in unserem Wirken und in unserer Entwicklung weiterbringt. Wir nähern uns einander an, zeigen uns menschlich, fehlbar und damit lernbereit. Mit jedem Fehler sammeln wir so wichtige Informationen. Somit sind die Fuckup Nights auch (m)eine tief gefühlte Liebeserklärung ans Fehler machen und Loslassen.


Was ich aus 10 Jahren Fuckup Nights für mich mitnehme

Scheitern ist nicht das Ende, sondern die Chance auf einen neuen Anfang. Eine Chance, die wir ergreifen dürfen. Scheitern ist immer mühsam, immer unerwartet. Vor allem in den Türen, die sich danach öffnen. Die größten Learnings, die ich persönlich aus den letzten 10 Jahren mitnehmen durfte (ich wollte 5 aufschreiben, jetzt sind es doch 8 geworden):


  • Scheitern ist universell, es betrifft uns alle und ist dabei gleichzeitig individuell. Was der eine als Scheitern empfindet, ist für die andere nicht mal eine Randnotiz wert und umgekehrt. Deshalb ist eine Wertung nicht angebracht.
  • Es ist völlig egal, ob kreativer Chaos-Kopf oder genialer Analytiker. Wir alle tragen das Potenzial in uns zu scheitern.
  • Niemand spricht so richtig gerne übers Scheitern (na gut, wir schon). Es ist immer noch eine Herausforderung und keine Selbstverständlichkeit. Es verlangt Mut und Größe. Wenn wir den Schritt jedoch wagen, bekommen wir ungeheuer viel zurück. 
  • Dem Misserfolg, der an der Oberfläche sichtbar ist, liegt meist etwas sehr viel Tieferes zugrunde. Glaubenssätze, die uns blockieren. Ein Erwartungsdruck, den wir uns selber auferlegen oder den wir glauben, auferlegt zu bekommen.
  • Wenn wir uns ehrlich mit unseren Fehlern auseinandersetzen, dann gibt es kein Scheitern. Nur lernen.
  • Es geht im Leben nicht darum, Fehler zu vermeiden oder ihnen aus dem Weg zu gehen. Vielmehr geht es darum, so früh wie möglich zu lernen, konstruktiv mit ihnen umzugehen und sie für sich zu nutzen.
  • Humor ist, wenn man trotzdem lacht und ein wichtiges Werkzeug, wenn es darum geht, das eigene Scheitern zu verarbeiten.
  • Egal wie lange ich mich mit dem Thema auch beschäftige, wenn mir selber mal wieder was misslingt, finde ich es einfach nur SCHEIBE.


Und was jetzt?

Lass mich auf die Eingangsfrage zurückkommen. Wann wird es endlich fad? Niemals. Denn solange wir uns im Tun befinden, werden uns Fehler unterlaufen. Und das größte Scheitern liegt im Nichtstun. Die Welt verändert sich, wir verändern uns. Wir werden auf dem Weg zur Veränderung neue Misserfolge verzeichnen, wir werden weiter Tränen vergießen. Und genau solange wird es spannende Geschichten zu erzählen geben, die uns verbinden und aus denen wir lernen können, um gemeinsam immer besser zu werden. Was, wenn die besten Geschichten noch gar nicht erzählt wurden?



Ein großes Dankeschön an alle, die bisher Teil dieser Reise waren und es in Zukunft sein werden – an die Speaker:innen, an unser Publikum und an alle, die uns in den letzten zehn Jahren unterstützt und unsere Botschaft in die Tiroler Bergwelt hinaus getragen haben. Gemeinsam haben wir ein starkes Zeichen für eine positive Fehlerkultur gesetzt und gezeigt, dass Scheitern ein wichtiger Teil des Erfolges ist.


Auf die nächsten 10 Jahre Geschichten vom Scheitern, Fehler machen und wieder Aufstehen.


Du warst noch nie auf einer Fuckup Night? Dann stoße bei einer der nächsten Gelegenheiten gerne zu uns, mach Dir selbst ein Bild und lass Dich überraschen, wie Dich unsere Geschichten übers Scheitern, Fehler machen und wieder Aufstehen weiterbringen. Du wirst begeistert sein, wie Tausende vor Dir. 


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(c) Magdalena Laiminger